von Anita Zucketto-Debour
Im zweiten Jahr durften wir uns mit einem Stand beim diesjährigen CSD beteiligen, nachdem wir schon in den Jahren vor Corona eine gute Beziehung zum Veranstalter Rainbow e.V. aufbauen konnten. Wir wurden dabei großzügig unterstützt durch den regionalen Pastoralrat Aachen, der beschloss, den CSD zu sponsern.
Wir, das sind zum einen die Gruppe von Seelsorger*innen in Aachen-Stadt und Land, die bereit sind, gleichgeschlechtlichen Paaren auf Wunsch einen kirchlichen Segen zu spenden, wie die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft Queer im Bistum Aachen. Wie schon im vergangenen Jahr waren wir von Beginn an mit einbezogen in die Planung und Konzeption des CSD durch den Rainbow e.V. Aachen, unser besonderer Dank gilt hier Andreas Sommer aus dem Vorstand.
Sowohl im Vorfeld als auch bei der Durchführung des CSD wurden wir als Vertreter*innen von Kirche sehr wertschätzend in die diverse Community aufgenommen – ich finde: alles andere als eine Selbstverständlichkeit, wo die katholische Kirche in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart in ihrer römischen Lehre in Form des Katechismus de facto noch diskriminierend unterwegs ist. An unserem Stand kamen wir mit zahlreichen Menschen ins Gespräch, dazu ein paar O-Töne: „Warum können gleichgeschlechtliche Paare nicht kirchlich heiraten? Wie lassen sich scheinbar homophobe Bibelzitate exegetisch aufklären? Wie verhalten sich göttliche Schöpfung und Diversität zueinander? Wie können wir in kirchlichen Einrichtungen dafür sorgen, dass Mitarbeiter*innen geschult werden, queersensibel mit den ihnen anvertrauten Personen umzugehen? Schön, dass ihr da seid! Wie gut, dass die Grundordnung und die Missio-Ordnung so geändert sind, sodass die Frage nach geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung keine Rolle mehr spielt bei der Einstellung!“
Etwas brenzlig wurde es nur, als eine fundamentalistisch orientierte Person mit einem Schild „Jesus saves you“ auftauchte und junge Leute zu „bekehren“ versuchte. Unsere Leute mischten sich mit ins Gespräch ein und es nahm eine schöne Wendung, als ein junger Mann daraufhin ein Schild zeichnete mit der Aufschrift „Jesus is queer“. Auch die Bücher, die wir aus dem Kontext „queerer Theologie“ exemplarisch mit am Stand hatten, waren oft ein guter Gesprächsanlass: z.B. Andreas Krebs „Gott queer gedacht“ und Kerstin Söderblom „queer theologische Notizen“.
Schön zu spüren und zu sehen war, dass das Awarenesss-Konzept des CSD „handle so, dass jede Person sich wohlfühlen kann“ aufging. In entspannter Atmosphäre feierten Jung und Alt, Lehrer*innen und Schüler*innen, Mitarbeiter*innen und deren Klient*innen zusammen – ein wenig paradiesisch: sehen und gesehen werden und sich nicht voreinander schämen oder gar verstecken müssen.
Für mich ein Ort, an dem erfahrbar wurde, wie Gottes gute Schöpfung gemeint ist und welche Gesellschaft die Kirche sein sollte: „Da ist nicht jüdisch noch griechisch, da ist nicht versklavt noch frei, da ist nicht männlich und weiblich: denn alle seid ihr einzig-einig im Messias Jesus“ (Gal 3,28) Und in diesem Sinne ließ sich für mich tatsächlich erfahren, was der junge Mann in der Auseinandersetzung spontan als sein Statement schrieb „Jesus is queer“!
Mehr Informationen über QuiBa auf der Webseite.
HIER gibt es Informationen zur Segensfeier für Paare im Bistum Aachen.