PRIDE

von Luca (they/he)

Dienstags feiern wir auf dem Wilhelmine Konzert in Köln ein Fest der Liebe, der queeren Liebe. Mittwochs wird Wilhelmine in Mainz queerfeindlich angegriffen.
Und du fragst, warum wir immer noch CSDs brauchen. Warum es immer noch einen Pride Month, einen Trans Day of Visibility braucht. Denn es gibt ja jetzt die Ehe für alle. Und: was wollen wir eigentlich noch?

In 69 Ländern steht Homosexualität immer noch unter Strafe. In 11 Staaten droht sogar die Todesstrafe. Wegen Liebe. In nur 30 Staaten dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Davon liegen 17 Länder in Europa.

2022 – das Jahr, in dem in Florida das Gesetz über „Parental Rights of Education“ in Kraft tritt. Das „Don´t say gay“ Gesetz verbietet Themen wie sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in die Lehrpläne bis zur dritten Klasse aufzunehmen. Man wolle die Kinder vor einer Indoktrination schützen, so der Gouverneur von Florida.
2022 – das Jahr, in dem vor einem queeren Nachtclub in Oslo zwei Menschen erschossen und 20 verletzt werden.
2022 – das Jahr, in dem über 200 Teilnehmende der Pride Parade in Istanbul verhaftet werden, weil sie trotz Verbot ihre Liebe feiern.
2022 – das Jahr, in dem trans Frauen aus Sportwettbewerben ausgeschlossen werde, weil sie angeblich einen Vorteil hätten.
2022 – das Jahr meines ersten CSDs, bei dem ich, als ein Ballon platzt, Panik bekomme, weil ich denke, es fallen Schüsse.
2022 – das Jahr, in dem Malte starb.
2022 ist gleichzeitig das Jahr, in dem meine Schule auf meinem Zeugnis gendert, weil ich nicht-binär bin.

Das Jahr, in dem in Oslo trotz Absage Tausende den CSD feiern und sich nicht von Hassverbrechern einschüchtern lassen.
Das Jahr, in dem sich Menschen in Istanbul über das Verbot, die Pride-Parade zu feiern, hinwegsetzen und sich damit in einem zunehmend LGBTQIA+ feindlichen Land erheblicher Gefahr aussetzen.

Das Jahr, in dem sich der zweite aktive Fußballprofi als schwul outet. Mit gerade einmal 17 Jahren. In einem Sport, der so homofeindlich wie kaum ein anderer ist.
Das Jahr, in dem der DFB beschließt, dass sich trans*, nicht-binäre und inter* Personen im Amateurbereich fortan aussuchen dürfen, in welchem Team sie spielen, bzw. wann sie das Team wechseln möchten.

Ich will die gleichen Rechte und Privilegien, wie heterosexuelle endo-cis Personen. Ich will mit meine*n Partner*in Hand in Hand durch die Stadt gehen und keine Angst haben müssen, im Krankenhaus wieder aufzuwachen. Ich will mich nicht umschauen müssen, bevor ich den Menschen, den ich liebe, küsse. Also wage es nicht noch einmal, zu fragen, warum wir immer noch CSD, Pride Months und Trans Day of Visibility brauchen.

Ich, nein, wir werden erst schweigen, wenn der letzte Funke Hass erloschen ist.

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