Zapster ausgebellt

Nach erfolgreicher Rettung der Welt haben sich auch Held*innen verdient, mal feiern zu gehen. Also haben mich meine Leute am Wochenende geschnappt und sind mit mir auf eine queere Party gegangen. Den Laden mag ich mega gerne und was man draußen schon von der Musik hören konnte, war perfekt. Außerdem war vor dem Eingang eine ziemliche Schlange. Das sehe ich immer als gutes Zeichen. Dann ist wenigstens ordentlich was los.

Endlich stand ich vor der Tür. Ich kramte schon mein Geld aus der Hosentasche, um den Eintritt zu bezahlen, als der Türsteher mir seine Hand entgegenstreckte und mich, ohne mich zu berühren, ein wenig zur Seite bugsierte. Erwartungsvoll blickte ich ihn an und er meinte in ruhigem Ton: „Das hier ist nicht deine Party.“
Ich musste kurz nachdenken, was das Problem ist, erinnerte mich aber schnell an meine letzte Erfahrung auf der Geburtstagsfeier. Offenbar wirkte ich wieder mal zu hetero. „Ich bin ein schwuler Wuffel“, antwortete ich, „und das da sind meine Freund*innen.“ Damit wies ich auf den bunten Haufen, der schon rüberwinkte.
„Entschuldigung“, sagte der Türsteher und führte mich freundlich in den Laden. Dilja, eine sehr engagierte Freundin, kam gleich tröstend auf mich zu: „Alter, der hat dir voll das Trauma verpasst!“ Kurz horchte ich in mich hinein, aber mir tat nichts weh. Tatsächlich fand ich die Situation gar nicht schlimm. Der Mann hat mich falsch gelesen, das passiert. Letztlich wollte er aber sowohl mich als auch die Community auf der Party schützen, weil seiner Lesart nach beides nicht zusammenpasste.

Das erinnerte mich aber an eine andere Gelegenheit, bei der ein Türsteher mich nicht reinlassen wollte. Zugegeben, die Berufskleidung von Superheld*innen ist oft recht sportlich, körperbetont und auffällig einzigartig. Das gehört aber dazu. Mit abschätzigem Blick auf meine Hose meinte der Türsteher damals „Mit Sportklamotten kommst du hier nicht rein.“ Nach einer kurzen Diskussion über Berufskleidung wurde ich endlich zähneknirschend reingelassen: „Ist aber nur ausnahmsweise!“

Der Kerl war deutlich verletzender. Hier gab es kein Missverständnis, er hat versucht, mich zu verändern. Unsere Kleidung ist selbst gewählt. Wir suchen aus, entscheiden oft gründlich, was zu uns passt und was nicht. Damit wird sie Ausdruck unserer Persönlichkeit. Formen, Marken, Muster und Farben: Vom FairTrade-Bio-Baumwollshirt bis zum glänzenden Leder-Jockstrap erzählt unsere Kleidung über uns, zumindest denen, die sie sehen können. Der Türsteher damals hat mich nicht falsch gelesen. Er wollte mich zwingen, mich anzupassen, vorzugeben, jemand anderes zu sein, dann hätte er mich eingelassen. Ihm war völlig egal, wer ich bin, Hauptsache sein Bild der Welt stimmte. Das fand ich tatsächlich verletzend. Outing ist immer ein Kampf und ich habe nicht dafür gekämpft, anders sein zu dürfen, nur um mich dann nachher erneut anzupassen.

Dieses Wochenende aber blickte ich im Glitzern der Diskokugel auf die Leute auf der Tanzfläche. Alle waren irgendwie anders und eigen, aber alle eine Community. Irgendwie war ich dem Türsteher diesmal dankbar. Er hat mich noch einmal erinnert, wofür ich kämpfe.
In diesem Sinne, lasst euer Licht leuchten!

Zapster hat ausgebellt für heute.

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