von Markus Pavlovic & Sirit Coeppicus
… wie sich Diversität & Vielfalt in unterschiedlichen Bereichen von Aachen zeigt … oder auch nicht.
Was passiert, wenn die Verwaltung, die Hochschule, Kunst & Kultur, IHK und Markus vom Rainbow Aachen e.V. Vorstand auf einer Bühne sind? Es entsteht ein Diskurs, der spannend, fruchtbar und notwendig ist. Gesagt, getan.
„Viele Unternehmen engagieren sich schon lange im Bereich Diversity. Meistens waren Aspekte betroffen, die unmittelbar die Arbeit betreffen, z. B. bei der Integration von Geflüchteten oder bei der Inklusion von Menschen mit Handicap. Bei LGBTQIA+ fehlt es vielen noch an Erfahrung. Oft gibt es Unsicherheit. Wie verhalte ich mich gegenüber Auszubildenden im Prozess der sozialen Transition? Wie spreche ich nicht-binäre Beschäftigte richtig an? Hier helfen Sichtbarkeit und Information. Für die Sichtbarkeit sind Veranstaltungen wie der Round-Table wichtig. Informationen werden wir künftig auch über die Industrie- und Handelskammer geben.“, erläutert Heike Borchers, Geschäftsführerin Aus- und Fortbildung und Diversitätsbeauftragte der IHK Aachen.
Vielfalt hat viele Perspektiven. Diversität hat viele Gesichter und beschreibt eine offene Geisteshaltung gegenüber Vielfalt sowie das Bewusstsein für den Einfluss von Unterschiedlichkeit auf das tägliche Miteinander. Diversität inkludiert nicht nur unterschiedliche sexuelle Orientierung oder Identität, sondern auch Menschen mit Behinderung, mit Migrationshintergrund, unterschiedlicher Weltanschauung, Religion und Nationalität.
Die Diskussion beginnt mit der Anrede und endet mit der Frage, wie wir mehr Bewusstsein und Kenntnis über Diversität und Vielfalt in Unternehmen, Organisationen, Institutionen, Vereine und Verbände bringen.
„Mit der zunehmenden Vielfalt in der Bürgerschaft werden Änderungsprozesse im Innen und Außen notwendig. Die verschiedenen Perspektiven und Kompetenzen bereichern unser Zusammenleben und bringen vielfältige neue Impulse in unseren Alltag. In diversen Teams arbeitet es sich besser zusammen, das erfahren wir glücklicherweise immer häufiger, auch in unserer Verwaltung.“, betont Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin für Aachen.
Wir sollten noch viel mehr hinterfragen: Wie geht unsere Gesellschaft mit Menschen um, die nicht dem heterosexuellen oder cis-geschlechtlichen Normativ entsprechen? Haben Frauen in der Verwaltung und Unternehmen die gleichen Chancen, Karriere zu machen? Wie begegne ich Menschen mit Behinderung? Sind wir uns unserer Vorurteile bewusst, können wir unserem Gegenüber offen, vorurteilsfrei und wertschätzend begegnen. Auch wenn das gute und wichtige Schritte sind, ist es lange nicht damit getan zu schauen, dass die Frage unterschiedlicher Toiletten geklärt ist. Und auch nicht mit einem Gendersternchen oder he/him bzw. she/her in der Namenssignatur. Vielfalt fordert jedoch nicht nur, sondern resultiert in neuen Potenzialen. Insbesondere steigert sie die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit und letztendlich die Profitabilität. „Manchmal scheint es mir, das Leben von cis-hetereo Menschen wie eine Lore, die von Geburt an auf Schienen steht, auf denen sie gemütlich entlangrollen können“, meint Markus vom Rainbow Aachen e.V. und fährt fort: „Queere Menschen bemerken sehr schnell, dass sie nicht auf den Schienen stehen und vielleicht nicht einmal Räder haben.
Das beutet zwar, dass der Weg für sie schwerer wird. Sie merken aber auch, dass ihnen neue Richtungen offenstehen: Sie könnten auch nach links oder rechts gehen – und vielleicht sogar fliegen.“
Wer nicht in vorgegebene Schemata passt, lernt, diese zu hinterfragen und neue kreative Lösungen zu entwickeln. Für innovative Unternehmen und Organisationen genau das richtige Mindset.
Der Round-Table war ein gelungener Start, um diese Potenziale auch in Aachener Unternehmen, Organisationen sichtbar zu machen und gemeinsam passende Lösungen zu finden. Mit dem Aufbau neuer Kontakte sind die Weichen neu gestellt – und viele Wege, die uns offen stehen, brauchen nicht mal mehr Schienen.