Zapster – ausgebellt

Zapster ist ein Hund und ein Held. Geboren in einem dunklen Schrank, entdeckte er in der Finsternis seine erstaunliche Superkraft: das innere Licht! Nun ist er frei und immer zur Stelle, um zu helfen – auch wenn er nicht genau weiß, wobei 

Neulich war ich das Plus auf der Einladung meiner Freundin Lena. Ein Arbeitskollege feierte Geburtstag, sie hatte keine Lust, alleine hinzugehen und natürlich ist man mit einem Superhelden immer gut aufgestellt. Da die Feier auch in einer netten Kneipe war, hatte ich nichts dagegen und ging mit.

Drinnen war ganz im Gegensatz zum Regelbetrieb gedämpfte Chillout-Musik, es gab schicke Häppchen und Bier wurde in Gläsern serviert. Die Menschen standen meist in Vierergruppen, zwei Männer und zwei Frauen.

Alles sehr heterolastig, aber sei es drum, ich bin anpassungsfähig. Nachdem ich dank meiner blitzschnellen Reflexe einigen Gesprächen über das Dschungelcamp oder „die lieben Kleinen“ ausweichen konnte, kam plötzlich strammen Schrittes eine Frau direkt auf mich zu. Ob sie lächelte oder die Zähne fletschte, konnte ich nicht genau erkennen. Also machte ich mich bereit:
Links neben mir das Büfett, rechts die Getränke. Ich kam nicht weg. Während ich schon darauf wartete, auf ein Schild am Eingang hingewiesen zu werden, auf dem neben dem Satz „Wir müssen draußen bleiben“ ein Hund traurig guckt, kam es ganz anders.

„Schön, dass du hier bist!“, skandierte die Frau und schüttelte meinen Arm, als wolle sie testen, ob er gut befestigt war. „Ich hätte dich fast nicht erkannt. Lena meinte, sie bringt ihren schwulen Freund mit. Aber dir sieht man das ja gar nicht an.“ „Wuff!“, entfuhr es mir und ich merkte, wie sich in freudiger Erwartung eines Belohnungskekses meine Ohren aufstellten. Schließlich hatte ich ja was gut gemacht.

Dann setzte das Denken ein.

Die Frau hätte ja auch erwähnen können, dass ich ein Superheld bin – oder ein Hund. Stattdessen geht es gleich um meine Sexualität, als sei das alles, was mich ausmacht. Bevor ich aber sie anknurrte, ärgerte ich mich über mich selbst. Sie meint diesen Satz als Kompliment und ich fall darauf rein. Ok, nur für einen Moment, aber damit habe ich die Menschen verletzt, für die ich stehe. Ich dachte auch an Lena. Sie ist trans. Muss sie sich auch dauernd anhören, wie sie für ihr Aussehen beurteilt wird?“

Als ich die queere Community kennenlernte, habe ich viel ausprobiert. Ich fühlte mich frei und sicher und konnte in dieser neuen Familie herausfinden, wie ich mich wirklich sehe. Vom Ergebnis war ich überrascht, denn am Ende war da ein schwuler cis Wuffel, der deutlich maskuliner auftrat als vorher. Damit habe ich es mitunter in der hetero dominierten Gesellschaft
leichter, weil ich als „einer von ihnen“ gelesen werde. Will ich aber gar nicht. Stattdessen feiere ich all die als schrill bunt und seltsam abgetanen Held*innen. Gäbe es eine Gesellschaft, die so tolerant, wertschätzend, freiheitsliebend und gerecht wäre wie sie, die dürfte mich als eine*n der Ihren sehen.

Ich griff mir ein Glas Prosecco und trank einen Schluck, bevor ich der Frau antwortete: „Mir ist nicht wichtig, was man mir ansieht. Dir denn?“ Dann ließ ich mein Glas an ihrem Bier erklingen und wir unterhielten uns über Held*innen. In diesem Sinne, lasst euer Licht leuchten! Zapster hat ausgebellt für heute.

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